Der westfälische Anzeiger hat geantwortet

Am 29.05. habe ich die Bürgersprechstunde von Herrn Dr. Wiefelspütz (Bundestagsabgeordneter der SPD) besucht und der Westfälische Anzeiger hat darüber berichtet! Meinen vollständigen Beitrag dazu gibt es hier.

Jetzt gerade habe ich vom WA eine Antwort auf meinen Leserbrief erhalten! Der Journalist hat sich für das Wort „Sorte“ bei mir entschuldigt und ich glaube Ihm bzw. hab es eigentlich nie angezweifelt, dass diese Aussage diskriminierend gemeint sein könnte. Auch dass er das Wort Cannabis nicht erwähnt hat, konnte er plausibel erklären, da ein vollständiger Datenschutz der Besucher der Bürgersprechstunde gewährleistet bleiben sollte. Ich hätte warscheinlich direkt sagen sollen, dass er gerne ausführlicher über meinen Fall berichten darf. Wie dem auch sei, das sollten ja „nur“ Aufhänger für den Leserbrief sein und es war erfolgreich! Der Journalist möchte, dass ich Ihn über den weiteren Verlauf meines Antrags auf Kostenübernahme informiere und er hat mich unabhängig von der Bürgersprechstunde eingeladen über meinen Fall zu berichten, wenn ich es gerne möchte. Dieses Angebot werde ich selbstverständlich nicht ausschlagen 🙂

Gastbeitrag: Steter Tropfen höhlt den Stein

Es ist mir eine besondere Freude, schon heute den ersten Gastbeitrag hier veröffentlichen zu dürfen. Er wurde von meinem Blog-Papa und guten Freund Stefan Müller (mobo) von „Kein Wietpas!“ verfasst und ich hoffe, dass er mich auch weiterhin tatkräftig beim Projekt „Ausnahmemedizin“ unterstützt. Stefan ist Dronabinol-Patient und benötigt dafür KEINE Ausnahmegenehmigung von der Bundesopiumstelle, es kann ganz normal von jedem Arzt auf einem Privatrezept für ein sehr breites Spektrum an Indikationen verordnet werden. Der wunderschön eindeutig zweideutige Name des Blogs, Ausnahmemedizin, ist übrigens auch eine Idee von Stefan! Lasst uns mal schauen, wie es Ihm in seiner Reha ergeht:

Mein Name ist Stefan Müller, viele dürften mich als „mobo“, dem Betreiber von „Kein Wietpas!“ kennen. Auf Grund eines Bandscheibenvorfalls und einer Fehlstellung eines Wirbels leide ich seit fast einem Jahr an stark einschränkenden chronischen Schmerzen, bei denen mir Cannabis hilft.
Aktuell bin ich Dronabinol-Patient, ich strebe aber aus verschiedenen Gründen eine Ausnahmegenehmigung an.

Derzeitig befinde ich mich in einer stationären Anschlussheilbehandlung („Reha“), da ich im April am Rücken operiert wurde. Beim Antrittsgespräch mit meinem behandelnden Arzt ging es unter anderem um das Thema Medikation. Nach der OP wurde ich im Krankenhaus mit relativ hohen Dosierungen von Schmerzmitteln eingestellt (was sich auch deutlich an den Leberwerten zeigt).
Wahrheitsgemäß gab ich im Gespräch an, dass ich neben den Medikamenten aus dem Krankenhaus auch Dronabinol verschrieben bekommen habe, ich es aufgrund des hohen Preises aber eher als „Notfallmedikament“ bei starken Schmerzen sehe, und ich langfristig eher eine Therapie mit Cannabisblüten anstrebe, auch aufgrund des preislichen Unterschiedes.

Der recht junge Arzt gab daraufhin ehrlich zu, dass er über die Thematik nicht so viel fachliches Wissen besäße, aber der Cannabinoidbehandlung grundsätzlich sehr offen gegenüber stünde.

Nach seinem Vorschlag sollte ich doch eher die stark leberschädigenden Schmerzmittel reduzieren und stattdessen auf das Dronabinol zurückgreifen. Er wisse um die medikamentenverstärkende Wirkung und der besonders guten körperlichen Verträglichkeit.

Diese Reaktion hat mich doch überrascht und natürlich sehr positiv gestimmt. Wenn der medizinische Nachwuchs weiterhin so aufgeschlossen ist, wird es in Deutschland vielleicht doch endlich schneller voran gehen!

Nach ein paar Tagen des Testens konnte ich meine Schmerzmitteldosis stark reduzieren, ohne dabei körperliche und geistige Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Auch die Leberwerte haben sich seitdem verbessert.

Bürgersprechstunde beim SPD Bundestagskandidaten Dr. Wiefelspütz

Gestern war ich in der Bürgersprechstunde von Dr. Wiefelspütz, um Ihn auf meine Situation aufmerksam zu machen. Ich habe zwar eine Ausnahmegenehmigung von der Bundesopiumstelle für Cannabisblüten aus der Apotheke, aber um mich ausreichend mit meinem Medikament zu versorgen, müsste ich jeden Monat 800€ aufbringen, was schlichtweg einfach nicht möglich ist. Auch der WA war bei der Bürgersprechstunde dabei und hat darüber berichtet.

IMG_0024

Die Berichterstattung über mich und meine Medizin hat mir allerdings nicht gefallen und daher habe ich folgenden Leserbrief an den Westfälischen Anzeiger geschickt:

Liebe Redaktion,
ich möchte kurz auf die Bürgersprechstunde von Herrn Dr. Wiefelspütz eingehen, in der ich einer der Besucher war. Erst einmal möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Dr. Wiefelspütz bedanken, dass er sich bei meiner Krankenkasse für die Kostenübernahme meiner Medizin einsetzen und eine Einzelfallentscheidung bewirken möchte. Allerdings finde ich die Berichterstattung über mich und meine Situation etwas unglücklich: Ich bin einer von 150 Patienten in Deutschland, die Eine Ausnahmegenehmigung für medizinal-Cannabisblüten von der Bundesopiumstelle besitzen, aber uns deshalb als eine „Sorte“ Mensch zu bezeichnen ist diskriminierend und hätte vermieden werden können, wenn der Autor des Artikels es gewagt hätte, das Wort Cannabis in den Mund zu nehmen. Ist es im SPD Wahlkampf nicht gewollt, dass das Wort Cannabis Erwähnung findet oder wollte die Redaktion einfach nur auf Kosten von Patienten vermeiden, das Wort Cannabis zu gebrauchen? Ich bin gerne dazu bereit, mich mit Ihnen über diese Thematik ausführlicher zu unterhalten.
Mit freundlichen Grüßen

Es bleibt abzuwarten wie meine Krankenkasse reagiert, wenn ein Bundestagsabgeordneter sich für einen Patienten einsetzt. Aber auch auf die Reaktion vom WA auf meinen Leserbrief bin ich gespannt. Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich hier davon berichten!

Der westfälische Anzeiger hat geantwortet

4:20 Smokeout in Amsterdam

Am 20.04.2013 war es so weit: Ich habe mich mit der Truppe von „Kein Wietpas!“ und ein paar anderen Leuten aus der deutschen Aktivistenszene in Amsterdam zum Smoke Out getroffen, um gemeinsam mit Ihnen gegen den Wietpas bzw. die niederländische Drogenpolitik zu demonstrieren.

Und dabei stand ein Tag vor diesem Event noch nicht einmal fest, ob ich überhaupt nach Amsterdam komme, da meine Partnerin ausgerechnet an diesem Samstag arbeiten musste, was nur alle zwei Monate einmal vorkommt. Ich habe sie dann an diesem Morgen zur Arbeit gebracht, danach habe ich unseren Hund bei Ihrer Mutter abgeliefert und dann konnte die Reise losgehen. Meine Partnerin ist nach der Arbeit von Ihrer Mutter abgeholt worden, sodass ich nicht auf die Zeit achten musste und den Tag entspannt angehen konnte.

Vor der Fahrt habe ich noch einmal meine Medizin eingenommen und eine Dosis (in Form eines Joints) meiner Medizin habe ich zur Reserve mitgenommen, falls ich in einen Stau komme und zwischendurch mal eine Pause machen würde. Das kam jedoch nicht vor und ich erreichte Amsterdam gegen 11 Uhr, wobei ich das riesen Problem hatte, dass ich nie Guthaben auf dem Handy habe und aus dem Grund niemanden vom „Kein Wietpas!“ Team erreichen konnte. Ich entschloss mich, erstmal weiter nach Haarlem zu fahren, wo Nol van Schaik, einer der Initiatoren des 4:20 Smoke Out zwei Coffeeshops betreibt, und da mobo von „Kein Wietpas!“ in gutem Kontakt zu ihm steht, habe ich gehofft, mobo im Coffeeshop Indica anzutreffen. Dem war nicht so, aber Nol hat mich sehr freundlich in Empfang genommen und hinter den Tresen an seinen PC gelassen, um mobo über Facebook zu kontaktieren. Nachdem mir das gelungen war entschied ich mich, mein Auto in Haarlem stehen zu lassen und mit der Bahn nach Amsterdam reinzufahren und ich denke, dass es sowohl finanziell als auch zeitlich die richtige Entscheidung war.

Die Purtüte aus dem Indica wirkte noch nach, als ich am Bahnhof von Haarlem meine vorgedrehten Joint von zuhause rauchte, um die Zeit bis zum Erscheinen der Bahn sinnvoll zu nutzen 😉 Zu meiner Überraschung und wie sich herausstellte auch zu meinem großen Glück gibt es in der Bahn in Amsterdam kostenloses W-Lan, denn ich hatte mit mobo noch keinen konkreten Treffpunkt ausgemacht und am Bahnhof hätten wir uns warscheinlich nicht gefunden. Wir verabredeten uns für Barneys Coffeeshop, in dem wir uns dann auch trafen und ich den Rest vom „Kein Wietpas!“ Team kennenlernen konnte (mobo kannte ich bereits vorher). Dort konsumierte ich einen Purjoint und einen nahm ich für das Smoke-Out mit, allerdings hätte ich mich besser schon direkt für den ganzen Abend eindecken sollen, da ich später nicht mehr die Gelegenheit bekam, mir meine Medizin für den restlichen Abend zu besorgen 😦

Eine dreiviertel Stunde vor dem Smoke-Out haben wir uns vom Barneys aus auf den Weg zum Stadhuis gemacht, und das wäre fast unser nächster schwerwiegender Fehler geworden, denn wir bemerkten schnell, dass das Stadhuis 6 km entfernt ist und wir es zu Fuß unmöglich rechtzeitig erreichen können. Wie der Zufall so will sahen wir auf unserem Weg ein Großraumtaxi am Straßenrand stehen und obwohl der Fahrer gerade Pause machte, versprach er uns, sobald er sein bestelltes Essen bekommen hatte, uns noch rechtzeitig am Stadhuis abzusetzen, wo wir dann auch um 16:15 Uhr eintrafen… Puhhh, das sollte wohl so sein 😀

Eine stattliche Menschenmenge war vor einer kleinen Bühne versammelt und die beiden Initiatoren – Peter Lunk und Nol van Schaik – heizten der Menge ein und stimmten den Countdown an, bis pünktlich um 16:20 Uhr eine riesige Rauchwolke den Vorplatz des Stadhuis in Nebel hüllte. Danach folgten noch einige musikalische Beiträge und Reden von Menschen aus den verschiedensten Ländern, u. a. trat auch Selassikai auf und Antonio Peri hielt eine spontane Rede. Insgesamt war der oder das 😉 Smoke Out in Amsterdam ein tolles Event, obwohl ich eigentlich noch mehr Besucher erwartet hätte.

Dies spiegelte sich leider auch auf dem anschließenden Festival wieder, welches etwas außerhalb von Amsterdam stattfand (keine Coffeeshops in der Nähe, um sich nochmal eindecken zu können), obwohl vorher auf dem Smoke Out noch eine ganze Menge Freikarten verteilt wurden. Da ich relativ spontan in Amsterdam war, hatte ich das Glück, mir im Vorfeld noch keine Karte gekauft zu haben und so konnte ich mir das Eintrittsgeld sparen. Ich war mit dem Team von „Kein Wietpas!“ als Erster an der Halle, allerdings war ich der Einzige, der kein V.I.P. Ticket hatte. Die V.I.P. Gäste durften zuerst rein und ich musste noch warten, aber schon kurze Zeit später kam mobo mit einem V.I.P. Bändchen wieder raus… Der Wahnsinn oder? Leider konnte das auch nichts an der überdimensionierten Halle ändern, allerdings musste ich mir keine Gedanken mehr um meine Medizin machen, da im V.I.P. Bereich ständig  Medizinal-Cannabis-Zigaretten kreisten. Unangenehm war es mir dennoch, keine eigene Medizin dabei gehabt zu haben. Der Höhepunkt des Festivals war neben verschiedenen Ständen von Head- und Growshops und einem Barbier ein großer Contest, bei dem vier Teams aus Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Deutschland in verschiedenen Disziplinien wie z.B. möglichst schnell 1,5 g Ice-O-Lator Hash durch eine(n) Bong zu rauchen gegeneinander antraten. Die deutschen konnten dabei hinter den Niederländern und den Briten den dritten Platz belegen, was aber eigentlich völlig nebensächlich war. Obwohl ich an diesem Tag auch etwas mehr Cannabis konsumiert habe als normal, möchte ich diesen Contest dennoch hier kritisieren, da diese exzessive Kifferei mit Sicherheit nicht mehr der Gesundheit dienlich sein kann und auch für die Außenwirkung finde ich es relativ unpassend. Mich wundert es, dass ich bisher nirgends Kritik zu diesem Contest gelesen habe!

Der ganze Tag in Amsterdam hat sich trotz einiger Komplikationen mehr als gelohnt und gegen 1 Uhr habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht (erst mit der Bahn zurück nach Haarlem und dann weiter mit dem Auto). Um 3:15 Uhr war an der Grenze alles ruhig. Ich erwähne das, weil ich zwar Auto fahren darf, aber trotzdem noch nicht weiß, wie unwissende Polizisten auf mich reagieren. Selbstverständlich hatte ich auf dem Rückweg nach Deutschland kein Cannabis im Gepäck, da die Einfuhr auch für Patienten strengstens verboten ist, selbst wenn es meine Medizin ist, die ich vorher schon aus Deutschland ausgeführt habe (was ich streng genommen auch nicht darf, aber die Niederländer sehen das nicht so eng)! Als ich um halb fünf zuhause ankam, ging dann ein langer und ereignisreicher Tag zuende.

Expertengespräch im Bundeskanzleramt

Am 20. März diesen Jahres fand im Bundeskanzleramt ein Expertengespräch zum Thema Cannabis statt. Dieses Expertengespräch kam im Rahmen des Zukunftsdialogs zustande, den Bundeskanzlerin Merkel 2011 ins Leben gerufen hat und bei dem der deutsche Hanfverband mit seiner Forderung nach einem regulierten Markt für Cannabisprodukte den ersten Platz belegen konnte.

Ich hatte die Möglichkeit als einer von vier Helfern von Dr. Grotenhermen – einem der geladenen Experten –  dieses Gespräch zu verfolgen. Außer mir hatten zwei weitere Helfer eine Ausnahmegenehmigung zur Verwendung von Cannabisblüten und so waren die Polizeibeamten am Eingang des Kanzleramts, nachdem wir uns als „Cannabispatienten“ ausgewiesen hatten, auch sehr zuvorkommend und ließen uns vor der Sicherheitskontrolle noch in Ruhe unsere Medizin (in Form von Joints) konsumieren. Auch als einer von uns (am Steuer) dann gemeinsam mit einem Polizeibeamten und Dr. Grotenhermen auf das Gelände des Bundeskanzleramts gefahren ist, gab es keine Probleme mit der Polizei, genau wie es für Patienten, die gut auf Ihr Medikament eingestellt sind, auch sein sollte.

An dem Expertengespräch nahmen Angestellte des Bundeskanzleramts und mehrere Experten Teil. Mit einem Zeitraum von 3 Stunden war die Zeit gut bemessen, sodass in einer weitestgehend angenehmen Atmosphäre diskutiert werden konnte und alle Experten ausreichend zu Wort kamen. Es wurden unter Anderem der rechtliche Status von Cannabis, die gesundheitlichen Gefahren im Vergleich zu anderen illegalen und legalen Substanzen, Cannabis im Straßenverkehr, Cannabisprodukte in der Medizin sowie die Behandlung und Prävention problematischen Konsums besprochen. Weitere Informationen bezüglich des Gesprächsinhalts gibt es hier auf der Seite der IACM.

Bei diesem dreistündigen Gespräch gab es eine Pause, die wir Patienten natürlich genutzt haben, um unsere Medizin einzunehmen. Die Mitarbeiter des Kanzleramts haben uns extra eine Seitentür geöffnet, damit wir nicht durch das ganze Gebäude laufen mussten. Überall waren Polizeibeamte, aber die Frage, ob Sie ein Foto von uns machen würden oder ob Sie mit einem von uns aufs Foto wollen, haben Sie alle verneint… das ging dann wohl doch zu weit 🙂 Einen weiteren Höhepunkt hatte das Expertengespräch nach der Pause dann noch, als sich einer von uns Helfern in das Gespräch eingeschaltet hat und die Experten und Mitarbeiter des Bundeskanzleramts Ihn in aller Ruhe haben ausreden lassen und danach ausführlich auf die Aussagen von Ihm eingegangen sind. Das hätte ich nicht gedacht und war ein kleines bisschen beeindruckt 😉

SDC13284

Über mich

Ich habe eine Ausnahmegenehmigung von der Bundesopiumstelle für eine Selbsttherapie mit Cannabisblüten aus der Apotheke und seitdem ich mobo von kein Wietpas! (http://www.keinwietpas.de) kennengelernt habe, lässt er mir keine Ruhe mehr, dass ich ein Blog erstellen soll, da es bisher noch keinen Cannabispatienten gibt, der regelmäßig seine Erfahrungen vom täglichen Umgang mit dieser Heilpflanze bloggt. Heute konnte ich mich dann endlich dazu durchringen, dieses Projekt in die Tat umzusetzen, einfach um für mich einen kleinen Überblick zu haben, weil immer wieder unerwartete, spannende und interessante Dinge passieren (sowohl Positive als auch Negative) und vielleicht mag ja der Ein- oder Andere von Euch mitlesen!