Nachdem die Autorin in Teil 1 geschildert hat, wie ihr Krankheitsverlauf bis zum ersten Tropfen Dronabinol verlief und bereits im Teil 2 die ersten Probleme auftraten, gipfelt das Ganze jetzt bei einer Gutachterin, die erst Zeugen aus dem Behandlungszimmer verbannt um dann die ganze Palette an Vorurteilen abzuspulen, ohne auch nur im geringsten wissenschaftliche Fakten in ihre Gedanken einfließen zu lassen, aber lest selber…
Ich begab mich in Begleitung meines Ehemannes auf den Weg in ein Gutachterinstitut in Bochum, wo ich pünktlich eingetroffen bin.
Nachdem ich dort einen Fragebogen ausfüllen musste, ich gewogen und gemessen wurde und Blutdruck und Puls kontrolliert wurden, durften wir 40 Minuten im Behandlungszimmer warten.
Als die Ärztin (Fachgebiet: Neurologie und Psychiatrie) ins Zimmer kam, begrüßte sie mich kurz, ignorierte aber meinen Mann, der mit mir im Behandlungszimmer gewartet hatte.
Nachdem Dieser sich dann selbst vorgestellt hatte, verwies sie ihn des Zimmers mit den Worten: „…das lass ich nur zu, wenn die Patientin aus medizinischen Gründen nicht selbst antworten kann.“ Nun gut, als mein Mann den Raum verlassen hatte, fragte sie mich, was den Grund meines Besuches wäre. Ich erklärte ihr, dass es um die Kostenübernahme von Dronabinol gehen würde. Ihre Antwort darauf war offensichtlich voreingenommen: “Tja, dieses Medikament hilft nur MS-Patienten. Schmerzpatienten können davon nicht profitieren.“
Eigentlich eine ungeheure Aussage für eine „neutrale“ Gutachterin….aber dies waren genau die Worte, die ich hörte.
Ich entgegnete, dass ich von dem Medikament sehr wohl profitieren würde und es mir deutlich besser gehen würde.
Sie antwortet mit einem schnippischen Unterton: „Das meinen auch nur sie.“
Was ein Knaller, dabei war das gerade die erste Minute des „Gutachten“.
Sie sagte zudem, dass sie heute nun endlich mal eine für mich geeignete Therapie finden werde.
Ja, ich muss sagen, ich kam mir vor wie im Film. Ich konnte in diesem Moment gar nicht richtig glauben, was ich da höre.
Ganz ehrlich muss ich aber auch sagen, dass ich nach den ersten beiden Sätzen schon dicht gemacht hatte. Meine Meinung war schon geprägt. Soll ein Gutachter nicht „neutral“ sein, wieso macht diese Gutachterin keinen Hohn aus ihrer Einstellung zu diesem Thema und zeigt so offensichtlich ihre negative Meinung.
Na, sie begann dann ihre Befragung von Kinderkrankheiten an, über das Verhältnis zu meiner Familie, meine Wohnsituation und und und….
Der Verlauf meiner Schmerzen wurde im Gegensatz zu der ausführlichen Befragung meiner „Vorgeschichte“ nur kurz angerissen.
Plötzlich unterbrach sie mich und sagte mitten in meiner Schilderung (gedanklich befand ich mich irgendwo in 2008 und wollte noch reichlich erzählen): „…und dann sind Sie auf jemanden getroffen, der es für nötig hielt Cannabis zu geben?“
Ich erklärte ihr jedoch, dass ich im Internet recherchiert habe, welche Maßnahmen es gibt um meine Schmerzen zu lindern.
Sie fiel mir kopfschüttelnd ins Wort: „Ach, mal wieder das Internet.“ Sie senkte den Kopf, machte eine Notiz wobei sie weiterhin den Kopf schüttelte.
Es war offensichtlich, dass Ihre Gestik und Mimik abwertend war.
Ich wollte weitere Ausführungen machen, welche Vorteile ich im täglichen Leben von Cannabis habe. Die Gutachterin lies mich erneut nicht ausreden.
Sie fragte mich provozierend: “Wann waren Sie das letzte Mal schmerzfrei?“
Ich sagte ihr, dass ich in den letzten Jahren nie schmerzfrei war, jedoch die gesamte Situation und meine Schmerzen sich seit der Einnahme von Cannabis gebessert haben.
Sie entgegnete doch: “Sie wissen schon, dass Cannabis eine Droge ist…“
Ich antwortete:“… was ist denn mit meinem Durogesic-Pflaster?“ (Anmerkung: Morphin-Pflaster)
Sie: „… also das kann man so nicht vergleichen“.
Sie versuchte mir zu erklären, was in der „einschlägigen Literatur“ geschrieben steht und ich sagte ihr frech, dass in meinen Büchern etwas anderes stehen würde und bot ihr auch an, dass ich ihr entsprechende Bücher gern nennen könne.
Auf diese Antwort reagierte sie wieder nicht und fand schnell wieder eine neue Frage.
Ich merkte zunehmend, dass meine Anmerkungen und Erklärungen bei der Gutachterin nicht berücksichtigt wurden die Gutachterin im Gegenzug jedoch aber auch keine richtigen Argumente aufzeigen konnte, zudem merkte ich, wie die angespannte Stimmung des Gespräches kippte.
Da ich an dieser Stelle nicht weiterkam, wollte ich im weiteren Verlauf des Gesprächs einen Zeugen dabei haben und forderte meinen Ehemann als Beistand.
Sie verweigerte dies mit der Begründung, dass sie dies „nicht wolle“. Ich bestand wehement auf den Beistand meines Mannes und begründete dies damit, dass sie mich nicht ausreden lassen würde und mich nicht für voll nehmen würde.
Sie sagte, dass die Befragung noch nicht zu Ende sei und auch eine neurologische Untersuchung noch folgen würde. Ich entgegnete (vielleicht auch etwas forsch), dass mein Mann mich schon in anderen Situationen gesehen habe und forderte ihn nachdrücklich als Beistand.
Sie verneinte dies abermals.
Daraufhin gab ich harsch vor aufs Klo zu müssen, obwohl dies offensichtlich nicht der Fall war und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Auf dem Flur besprach ich mich mit meinem Ehemann und berichtete von der arroganten Art der Gutachterin meinem starken Verdacht, dass sie offensichtlich voreingenommen gegenüber dem Thema ist und sie zudem „eine geeignete Therapie“ für mich finden würde.
Zudem erklärte ich ihm, dass sie ihn als Beistand und Zeugen nicht zum Gespräch erlauben würde.
Nach Rückkehr in den Behandlungsraum führte die Gutachterin die Befragung fort, als wäre Nichts passiert.
Sie fragte mich nach meinen Allergien. Ich beantwortet die Frage nicht und bestand abermals auf meinen Beistand.
Sie erklärte, dass mein Ehemann nicht Patient sei, sondern ich.
Ich machte ihr nachdrücklich klar, dass entweder mein Mann als einen Beistand in den Raum kommen würde oder die Begutachtung beendet sei.
Ich begründete dies mit ihrem Auftreten und konfrontierte sie damit, dass sie voreingenommen sei und erklärte, dass ich keine andere Wahl haben würde.
Sie fragte mich: „Wollen Sie mich unter Druck setzen?“
Ich antwortete, dass es an ihr liegen würde und sie die Wahl habe. Ich zeigte ihr abermals die Möglichkeiten auf.
Auf diese Aussage antwortet die Gutachterin nicht. Offensichtlich war das Gespräch beendet.
Ich nahm meine Jacke, meine Tasche und verließ mit einem „Tschüss“ den Raum.
Tja, so musste auch ich erfahren, dass es immer wieder Ärzte gibt, die in Bezug auf das Thema „Cannabis als Medizin“ eine feste Meinung und Vorurteile haben.
Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass ein eigentlich professioneller Gutachter doch wirklich so professionell sein müsste, dass er vielleicht eine eigene Meinung hat, aber dann auch so clever ist, dass er diese Meinung nicht zu Beginn einer Begutachtung so offensichtlich Preis gibt.
Das Ergebnis des Gutachtens war doch eigentlich nach dem ersten Satz der Ärztin schon klar.
Weiterhin hat mir die Ärztin während des gesamten Gespräches das Recht auf einen Beistand verweigert. Dieses Recht auf einen Beistand hat übrigens das OLG Hamm in einem aktuellen Urteil aus März 2015 bestätigt.
Nun habe ich jedoch noch immer nicht die Hoffnung auf eine endgültige dauerhafte Kostenübernahme durch meine Krankenkasse aufgegeben… vielleicht lebe ich immer noch etwas in meiner Seifenblase…